Mittwoch, September 13, 2006

Anschlag in Diyarbekir

Mindestens elf Tote bei Anschlag in Diyarbakir

Mehrere Kinder tot und mindestens 17 Verletzte - Hintergründe des Attentats unklar

Istanbul - Bei einem Bombenanschlag in der südostanatolischen Stadt Diyarbakir sind nach Polizeiangaben am Dienstagabend mindestens elf Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Kinder. Etwa 17 weitere wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Wer hinter dem Anschlag steckte, war zunächst unklar. Die Region wird hauptsächlich von Kurden bewohnt. Diyarbakir gilt als Hochburg kurdischer Separatisten.

Detonation in der Nähe eines Parks

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Der Sprengsatz explodierte in einer Straße nahe eines Parks. Ein Krankenhaus rief zu Blutspenden auf, nachdem die Verletzten des Anschlags eingeliefert wurden. Einige der Opfer seien in einem sehr ernsten Gesundheitszustand und würden operiert, sagten Vertreter des Spitals. Die Bombe explodierte im Stadtbezirk Baglar nahe einer Mauer des Parks. Fernsehbilder zeigten am Anschlagsort einen leblosen Körper, der mit einem Laken bedeckt war.

Der Anschlag war der jüngste von einer ganzen Serie von Anschlägen auf türkische Ferienorte und Städte. Dabei kamen in den vergangenen Wochen mindestens zwölf Menschen ums Leben, Dutzende wurden verletzt. Zu Anschlägen im August hatte sich die militante Gruppe der "Freiheitsfalken Kurdistans" (TAK) bekannt und angedroht, die Türkei in eine "Hölle" zu verwandeln. Sie hatten sich zu einem Bombenanschlag auf ein Einkaufszentrum an der Küste von Antalya bekannt, bei dem drei Menschen starben. Bereits zuvor waren vier Bomben in dem Ferienort Marmaris und in Istanbul explodiert.

Hintergründe des Attentats unklar

Ob auch der Anschlag in Diyarbakir von radikalen Kurden organisiert wurde, stand allerdings vorerst nicht fest. Nach Angaben von CNN Türk wurde die Bombe wahrscheinlich mittels eines Mobiltelefons ferngezündet. Unbestätigten Informationen zufolge wurde der Sprengsatz bei einer Autobushaltestelle in der Nähe des Parks deponiert. Dort gab es auch die meisten Opfer. Die Polizei startete eine umfangreiche Operation zur Ermittlung der Täter und errichtete an den Stadtausfahrten Straßensperren.

Der neue Anschlag dürfte den Druck auf Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan weiter erhöhen, dem Kritiker Unfähigkeit vorwerfen, die Gewalttaten in den Kurdengebieten zu beenden. Das neue Attentat ereignete sich nur wenige Stunden vor der Ankunft eines amerikanischen Sonderbeauftragten in Ankara, der mit der türkischen Regierung über den weiteren Umgang mit den Rebellen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sprechen sollte. Die Türkei wirft den USA vor, nichts gegen die Stützpunkte der PKK im kurdischen Nordirak zu unternehmen.

Der Kurdenkonflikt in der Türkei hat seit 1984 rund 37.000 Menschen das Leben gekostet.(APA/Reuters)

Quelle: www.standard.at

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